Tourblock 3 – Teil 2
DARK AT DAWN Tourtagebuch
- Supporting W.A.S.P. on their “30 Years Of Thunder Tour” 2012 -
Tourblock 3 – Teil 2
von Lowin
Da war er nun also, der letzte Teil des letzten Tourblocks mit den letzten Shows unserer kleinen Rundreise. Und nachdem der erste Teil des finalen Blocks aufgrund der Off-Days mit Heimaturlaub irgendwie etwas zerfahren (im wahrsten Sinne…) daherkam, sind die noch verbleibenden drei Shows zum Glück „am Stück“, so dass sich auch endlich wieder das schmerzlich vermisste Tourfeeling einstellen kann.
Los geht es nun also wieder einmal aus dem schönen Harz – ab ins Osnabrücker Land.
Osnabrück, 05.12.2012, Rosenhof
Da heute nur knapp 250 Kilometer vor uns liegen, machen wir uns zu sehr sozialverträglicher Zeit auf Richtung Nordwesten – um dann auch pünktlich zur Teatime in der Friedensstadt anzukommen.
Die Tiger sind bereits vor Ort, so dass wir die letzten Züge des W.A.S.P.-Soundchecks mit Pilsken und Schnack überbrücken, bevor es dann mit den Setup unserer Backline angehen kann.
Der ziemlich zentral in der Osnabrücker Innenstadt gelegene Rosenhof ist ein ehemaliges Kino aus den 50er Jahren – dementsprechend gemütlich mutet das Venue an. Ein ziemlicher Kontrast zur vorgestrigen Hugenottenhalle – in jeglicher Hinsicht…!
Denn gemütlich trifft dann auch auf die Platzverhältnisse auf der Bühne zu: eine gefühlte Badehandtuchbreite Platz vor den W.A.S.P-Screens für unsere Backline und uns. Viel mit Rumrennen ist heute also nicht – aber das kann ja auch mal ganz entspannt sein.
Nach dem Soundcheck geht es ins Obergeschoss, wo in der hier scheinbar omnipräsenten Gemütlichkeit sehr leckeres Catering gereicht wird – das passt!
Gut gestärkt mache ich mich dann nach dem Essen mit Sauer zum Eingangsbereich auf, wo wir Stephan vom „Hard Harder Heavy“ treffen sollen, der ein Interview mit uns machen möchte. Nachdem wir Stephan gefunden und den direkt neben der Bühne gelegenen Backstageraum
als Interviewort auserkoren haben, legen wir ein informativ vielleicht nicht gerade bahnbrechendes, aber ziemlich unterhaltsames Video-Interview hin. Da wir zusammen mit den Tigern den kleinen Backstage bewohnen, gibt es kurzerhand auch immer wieder interessante Diskussionen mit dem „Off“ und „Gastauftritte“ einiger getigerter Musiker!
Hoffen wir mal, dass wir dieses Stück Kulturgut bald auf www.hardharderheavy.de bestaunen dürfen! Bisweilen findet Ihr dort ein Konzertbericht aus dem Rosenhof.
Direkt nach dem Interview geht es für uns auch schon auf die Bühne – und aufgrund der beengten Bühnenverhältnisse beschließe ich mit Matze einfach mal die Bewegungsarmut mit Trinken auszugleichen. Soll ja auch gesund sein!
Demnach haben (mindestens) wir eine ziemlich gut gelaunte Show– und da sich das Venue zur Mitte unseres Gigs auch recht ordentlich füllt, geht Osna an einem Donnerstag für uns insgesamt schon in Ordnung.
Nach dem etwas hektischen, aber mittlerweile gut eingespielten Abbau und Verladen der Backline, geht es zum üblichen Stelldichein an den Merch-Stand – wo dann noch so manch Kaltgetränk verkostet und so manch W.A.S.P.-Hymne angestimmt wird.
Da morgen aber zarte 600 Kilometer auf der Uhr stehen, findet die Fortsetzung des Aftershow-Gelages heute nur beim benachbarten Dönermann statt, wo zeitweilig die bange Frage aufkommt, ob der Dönerspieß wohl für die ungehemmte Fleischeslust einiger Reisegefährten ausreichen würde…
Nach zahlreichen Nachbestellungen („Ich würde dann auch nochmal so’n Dönerteller ohne Pommes und Salat nehmen…“) geht es zu recht später Stunde ab ins Hotel – wo artig in völlig überdimensionierten Zimmern die viel zu kurze Nachtruhe angetreten wird. Mein Wecker steht auf 7.00 Uhr – bäääääh…
Memmingen, 06.12.2012, Kaminwerk
Die anvisierte Abfahrt verzögert sich aufgrund einiger Beauty-Probleme bei hier nicht näher benannten Musikanten auf 8.00 Uhr – und los geht‘s Richtung Süden!
Über lange Fahrten in einem vollbesetzten Bulli wurde im Laufe dieses Tagebuches ja schon genug gesagt – ja, es nervt etwas…
Glücklicherweise kommen wir ansonsten sehr gut durch, und aufgrund unserer zeitigen Ankunft, schaffen wir es auch noch im Hotel einzuchecken, bevor es dann zum nahe gelegenen Venue geht.
Das Kaminwerk liegt etwas außerhalb und ist eine sehr schön gestaltete, recht neue Halle – die Wartezeit bis zu unserem Setup und Soundcheck vertreiben Kanapees und Kaltgetränke im stylischen Thekenbereich. So lässt es sich doch sehr gut aushalten!
Nach einem entspannten Soundcheck werden wir wieder einmal mit wirklich leckerem Essen und lokalen Bierspezialitäten versorgt – danach geht es dann gegen 20.00 Uhr für uns auf die Bühne. In der gut gefüllten Halle spielen wir einen richtig guten Gig, der ordentlich Spaß macht – schade, dass dies hier schon das Semi-Finale ist…
Für die W.A.S.P.-Show hat man von dem „Balkon“ des Backstagebereichs auf der gegenüberliegenden Seite der Halle einen wirklichen Logenplatz – allerdings gilt das in gewisser Weise auch für unsere Mercher, denn der Verkaufstand von uns Supports fängt an der Längsseite der Halle etwa in Höhe von Reihe 3 vor der Bühne an.
Hier gibt es also das volle Soundbrett von W.A.S.P. – und somit reduziert sich die obligatorische Merch-Stand-Party heute also umso mehr auf den Genuss von Kaltgetränken und tolle Posen vor der Kamera. Auch gut.
Nachdem nach dem W.A.S.P.-Gig so langsam alle Gäste rausgekehrt werden, bietet sich noch eine nette Dame vom Kaminwerk als Reiseleiterin in das Memminger Nachtleben an – hier soll es heute tatsächlich noch Metal geben! Also machen wir uns zusammen mit ihr und den Tigern auf in die City.
In der, übrigens wirklich sehr schmucken, Memminger Innenstadt angekommen, freuen wir uns, dass der anvisierte Laden noch offen hat – der angeschlossene „Metal-Keller“ macht allerdings gerade dicht. Toll.
Jetzt ist guter Rat teuer, aber nachdem sich kurze Zeit später eine obskure Lady mit Adamsapfel an Sauer ranmacht, entscheiden wir uns schnell für einen geordneten Rückzug.
Die nächste Metal-Kneipe soll laut Reiseleitung ja auch nicht weit sein. Dort angekommen weht uns schon ein Gassenhauer von Manowar entgegen – hier scheint also noch was zu gehen! Das Einlassprozedere ist allerdings wie in einem schlechten Film: mit Anklopfen und Guckluke in der Tür! Ok, also: anklopfen, Guckluke geht auf, geht zu, der Türsteher kommt raus, mustert uns und schlägt uns dann mit einem geknurrten „So nicht!“ die Tür wieder vor der Nase zu! Äh, bitte was? Weiteres Diskutieren ist völlig zwecklos – sehr unrühmlich.
Leider fällt mir partout der Name des Schuppens nicht mehr ein – aber den muss man sich ja nun auch wirklich nicht merken…
Naja, was soll’s, weiter geht’s zur nächsten Kneipe – diesmal allerdings ohne „Metal-Bonus“. Ist aber auch langsam egal, jetzt muss es rasch gehen, da die Hälfte der Bande fast schon wieder anfängt auszunüchtern. In der Tränke angekommen, mache ich mir prompt mit meinem ersten Satz die weibliche Bedienung zum Feind, da ich etwas…sagen wir mal…unbedacht auf eine Anspielung auf ihr Alter reagiere. Was gibt sie mir auch so eine Vorlage?!
Fortan werde ich jedenfalls konsequent ignoriert, so dass mir Mercher Tobi meine Drinks bestellen muss. Treffer.
Insgesamt ein etwas merkwürdiger aber dennoch sehr spaßiger Abend, und ordentlich beschwingt geht es dann in den Morgenstunden zurück ins Hotel. Zum Glück sind es nachher ja „nur“ knapp 300 Kilometer.
Pratteln (CH), 07.12.2012, Z7
Noch vor der Mittagszeit machen wir uns auf zu unserer letzten Station: Richtung Südwesten zum legendären „Z7“.
Trotz teils etwas fragwürdiger Routenvorschläge der freundlichen Navigationsdame kommen wir bis kurz vor Zürich gut durch – bis uns dann die winterliche Witterung und der freitägliche Feierabendverkehr gnadenlos einholen.
Auf der Schweizer A1 geht es über geschlagene zwei Stunden nur im Schritttempo durch den Speckgürtel von Zürich, bis sich der Knoten irgendwann wie aus dem Nichts auflöst, und wir endlich in angemessener Geschwindigkeit das letzte Viertel der Strecke hinter uns bringen können.
Trotz der doch etwas späten Ankunft in Pratteln entschließen wir uns, noch kurz im Hotel einzuchecken, da das Z7 in direkter Nachbarschaft liegt. Die Zimmer des Budget-Hotels versprühen Knastromantik (zumal ich zum Duschen mangels Duschgel das bereitgestellte Stück Seife nutzen musste…) – aber die unmittelbare Nähe zum Venue, das fußläufig zu erreichen ist, ist wirklich unschlagbar.
Im coolen Z7 angekommen, fehlt auch zu fortgeschrittener Stunde von den Tigern noch jede Spur, da auch sie im Stau und Schnee um Zürich hängengeblieben sind. Also fangen wir schon mal an, mit der sehr netten und professionellen Crew des Z7 unser Zeug auf die Bühne zu hieven – und irgendwann trudelt dann auch der Tiger-Tross ein und wir schaffen sogar noch einen kleinen Soundcheck.
Nachdem alles für die letzte Show bereit ist, erwartet uns ein umfangreiches Catering mit allem Zip und Zap – so schmeckt ein Finale! Erstklassig gestärkt fällt dann auch die Tatsache nicht so arg ins Gewicht, dass die Backstage-Umkleide für uns Supports ein beengter Durchgangsraum zu den Backstage-Toiletten ist…
Um 19.30 Uhr geht es für uns ans Werk und der Gig bockt wirklich mächtig. Die trotz Schneechaos schon gut gefüllte Halle gibt ein klasse Feedback, und als letzte Tat zimmern wir zusätzlich noch unser bis dato nur in Hamburg zelebriertes „Legends“ in die Menge! Danke Pratteln – ein toller Abschluss!
Da ja heute bekanntlich „Fools-Day“ ist, finden wir uns gegen Ende des letzten Songs bei den Tigern auf der Bühne ein. Während alle feierlich den Mitsingpart zelebrieren, bauen wir schon mal langsam das Schlagzeug ab, und Matze posed in bester Hitparadenmanier mit nicht angeschlossener Gitarre als gäbe es kein Morgen!
Ein krönender Abschluss – mit großartigen Tourmates! Cheers Tiescher!
Nachdem zum letzten Mal alles in Bus und Trailer verladen ist, finden wir uns alle zum finalen Gelage am Merchstand ein, und feiern die Abschlussshow von W.A.S.P.
Blackie und seine Mannen zeigen sich heute auch noch mal in absoluter Hochform…
…and so do we!
Doch mit den Schlussakkorden von W.A.S.P. ist der Abschied von den Tigern gekommen, die sich noch zu einem weiteren Gig in Österreich aufmachen müssen. Dramatische Abschiedsszenen spielen sich ab, und nachdem die letzten Tränen getrocknet sind, machen wir Dark@Dawn’ler uns nochmal auf, den finalen Abend gebührend ausklingen zu lassen.
Hierfür hat man uns die fußläufig erreichbare „Galery“, den kleinen Ableger des Z7, empfohlen und so machen wir uns bei heftigem Schneefall auf.
Aufgrund der Witterung und diverser Schneeballschlachten geht es für uns recht langsam voran – und ein in einer offenen Tiefgarage einsam geparkter Kleinwagen mit laufendem Motor zwingt uns zudem zu einem Boxenstopp. Denn im Wageninneren findet sich ein kopulierendes Pärchen, das, nunmehr sichtlich belustigt, aus sieben Kehlen angefeuert wird. Huiuiui, liebe Schweizer!
Diese charmante Situation wird dann allerdings jäh von unserem Klaus (Name v. d. Red. geändert) gesprengt, der unvermittelt die Fahrertür aufreißt, und damit einen weiblichen Schrei provoziert, von dem sich die Nazgul eine Scheibe abschneiden können. Ok, immerhin gibt es hierdurch für das Pärchen eine Moral von der Auto-Sex-Geschicht’: mit Knöpfen oben f***t man nicht…
Nach weiteren unendlichen Gehminuten entscheiden wir uns kurzerhand ein zufällig vorbeifahrendes Taxi anzuhalten, um den Rest des Weges zu fahren. Zu Gute halten muss man dem Taxifahrer, dass wir alle sieben (!) in seinem Kombi Platz nehmen dürfen, darüberhinaus werden wir allerdings derart über’s Musikerohr gehauen, dass es nur so kracht. Denn nachdem wir einige Minuten umhergurken, fahren wir wieder schnurstracks an unserer Einstiegsstelle vorbei und finden uns dann bereits nach wenigen Metern vor den Toren der Galery wieder. Tolle Sache.
Wie auch immer, irgendwie sind wir dann alle einfach nur froh endlich da zu sein, und die abschließende Diskussion fällt kürzer aus als sie eigentlich hätte müssen. Mit einigen unflätigen Bemerkungen verabschieden wir uns dann von dem Taxiverbrecher auf Nimmerwiedersehen – und jetzt aber rein in die gute Stube!
Die Galery thront ungewöhnlicherweise auf einem Parkhaus und ist ein wirklich klasse Laden mit toller Atmosphäre. Heute ist hier zwar eine private Weihnachtsfeier, aber die supernette Bedienung lotst uns noch zu einer etwas abseits gelegenen Sofasitzgruppe, wo wir mit tollen Drinks und gesponserten Croissants erstklassig versorgt werden.
Da dann aber irgendwann immer auch der schönste Abend zu Ende gehen muss, wird es in den frühen Morgenstunden langsam Zeit für uns, ins Hotel zurückzukehren – zumal Klaus (Name v. d. Bedienung geändert) bereits mit dem Ledersofa verschmolzen zu sein scheint und seelig schlummert. Schön war’s in der Galery!
Da wir vom Taxifahren in der Schweiz erstemal genug haben, geht es per Pedes zurück zum Hotel – viel weiter als der zurückgelegte Hinweg, ist es dann ja wohl auch nicht…
Der Bund der Gefährten zerfällt auf dem Heimweg allerdings relativ rasch, und zwei unterschiedliche Lager verlieren sich im heftigen Schneegestöber: die einen wollen sich schnellstmöglich im Hotel in Sicherheit bringen, die anderen demonstrieren wunderbar, dass Neuschnee zu einer Verjüngungskur von etwa 25 Jahren beitragen kann. Es wird nach Herzenslust gesuhlt, gesprungen und gekugelt, dass es nur so spladdaddert! Herrlich!
Als wir mit jeder Menge Spaß in den Backen nach einer Ewigkeit endlich am Hotel angekommen, treffen wir vor dem Eingang noch eine Handvoll Esten, die gerade stilecht eine Flasche Vodka kreisen lassen – was uns Appetit auf einen Absacker aus dem Getränkeautomaten in der Hotellobby macht. Da uns der nette Nachtportier jedoch vor der Dummheit bewahrt, das einzig verfügbare Bier in alkoholfreier Form zu ziehen (woher wusste der eigentlich, was wir vor hatten?!), fällt der Absacker dann heute doch aus, und uns bleibt nur noch der Weg ins Bett.
Als ich abschließend vor unseren Hotelzimmern noch eine bewegende Abschiedsrede halte, gibt’s zum Ausklang noch einen dicken Rüffel eines badebemantelten Nachbarn – um die Uhrzeit hat man hier wohl keinen Sinn für lautstarke Prosa…
Also ab in die Falle.
Heimreise, 08.12.2012
Ziemlich zerknautscht trudeln am nächsten Morgen gegen 11.00 Uhr alle nach und nach in der Hotellobby ein und wir schleppen uns mit unserem Gepäck die zehn Gehminuten zum Z7, wo wir gestern unseren Bus verlassen haben.
Den bekannten Teil mit dem Bulli kürze ich an dieser Stelle aus bekannten Gründen mal ab…und schwupps, sind wir auch schon flotte 10 Stunden später zuhause.
Tja, und damit war’s das: die Noneternaltour findet nach 14 Shows, über 7000 Kilometern Strecke und 40 Paletten Bier ihr hochoffizielles Ende! Und bevor es für uns alle in die Reha geht, möchten wir allen, die uns so großartig unterstützt haben, unseren aufrichtigsten Dank auszusprechen. Das betrifft maßgeblich alle alten und neuen Fans, unsere Roadies Dan und Tobi, Tourleiter Dirk, Rene von BRS, die W.A.S.P.-Crew und die zahlreichen Local-Crew-Mitglieder, McDonald’s, Carlsberg – und alle, die sich gern auf dieser Liste finden möchten!
Zu guter Letzt ein dickes CHEERS an unsere Freunde von Alpha Tiger für die klasse Zeit – Jungs,
wir sehen uns auf der Aftertour-Party!
Ende – Over –Out.
Lowin